Dienstag, 3. März 2009

Der tägliche Medienwahnsinn

"Der Boom war nur möglich, weil der Handball so ein Saubermann-Sport ist". Das sagte heute ein N24-Reporter, der nicht namentlich genannt werden möchte während eines Beitrags zu den aktuellen Bestechungsvorwürfen. Der THW Kiel soll in den Jahren 2000 bis 2007 Spiele durch Schiedsrichterbestechung manipuliert haben, unter anderem das Finale gegen Flensburg, das knapp gewonnen wurde. Allerdings sind diese Bestechungsversuche vorher nie sonderlich erfolgreich gewesen - oder die anderen Teams boten mehr. Auf diese Vorwürfe möchte ich eigentlich nicht weiter eingehen, die sind unerheblich, wenn es darum geht, diesen Satz des "Journalisten", als unsinnig und dumm einzustufen. Denn schon seit Jahren führt der Handball einen Kampf gegen den fairen Sport. Und das mal mehr und mal weniger Erfolgreich.

2002 versuchte der DHB die WM 2005 nach Deutschland zu holen. Für schlappe 50 000€, so jedenfalls NDR und FR. Das klappte bekanntlich nicht, der Präsident des DHB machte nach der 44:46 Abstimmungsniederlage das Rumpelstilzchen (u. a. sei der IHF-Präsident ein "toter Mann"). Zwei Jahre später durfte man doch die WM ausrichten, alles schien vergessen.

Aber auch der IHF-Präsident, Hassan Moustafa aus Ägypten, ist alles andere als ein fairer Sportsmann. Sein kuwaitischer Freund wollte gerne ein Team bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking sehen. Allerdings musste man im Qualifikationsturnier der Asiaten gegen Südkorea ran, die alles andere als schlecht und vor allem den Handballhinterwäldlern aus Kuwait massiv überlegen waren. Also tauschte der mächtige Ägypter kurzerhand die Schiedsrichter aus. Und ob das alles war, man glaubt es kaum. Es gibt auch bewegte Bilder, die so in jeder Comedy-Sendung im Fernsehen laufen könnte.



Es geht um Geld. Und um den Traum des Menschen: Fliegen. Das tat Pharao Moustafa auch sehr gerne. Und er ließ es sich bezahlen, ohne dafür Belege vorzulegen, fanden FTD und wiederum der NDR heraus.

Das ist der eine Teil der Schmierenkomöde Handball, der andere ist medizinischer Natur, oder sollte man zynischerweise von Experimenten am menschlichen Körper sprechen? Der deutsche Eishockeyverbad flog mit der Affäre Busch mächtig auf die Fresse, der Fußball macht es hoffentlich nach und der Radsport hat sich schon selbst zerstört, und jetzt wächst das Krebsgeschwür Armstrong auch noch nach. Und auch der Handball versucht beim Wettlauf der Pharmakonzerne um die beste medizinisch-notwenide Betreuung von Spitzensportlern mitzumischen. Im Vorfeld der WM 2009 wurde bekannt, dass der IHF auf ein Budget für die Anti-Doping-Unit verzichtet. Wenn Doping nicht nachgewiesen werden kann, weil nicht danach gesucht wird, dann gibt es ihn nicht, war wohl die Idee, die dahinter steckte. Und auch das schlug wieder große Wellen, führte sogar zu Rücktrittsforderung in Richtung unseres Ägyptischen Vollblutsportlers, ob jemand mitgezählt hat, die wievielte es war?

Da muss man dem N24-Mann ja eigentlich sogar noch für den Satz dankbar sein, dass man endlich mal wieder an die letzten Jahre des Saubermannsports dachte.

Mehr zum Thema Doping, sehr ausführlich, sehr fundiert und grandios aufbereitet gibt es hier. Sehr gut auch für interessierte der Blog von Jens Weinreich, der immer wieder tolle Neuigkeiten des Sports vorstellt und derzeit einen Kampf gegen den DFB ausficht.

2 Kommentare:

  1. ... und wo wir gerade dabei sind. Da sitze ich gestern in der U-Bahn und sehe einen schönen Spot der Freunde, die gerne mal unangemeldet vor der Haustür stehen, eine seltsame Art haben mit Leuten umzugehen, und komische Gebühren zu verlangen: Warum wird GEZ.ahlt? Achtung jetzt kommts, nicht lachen: Für die Unabhängigkeit der Medien. Sehr passend, wo doch fast die gesamte CDU Spitze gerade versucht, den Chefredakteur des ZDF abzusägen... passt wie die Faust im Auge...

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  2. Huch, ein begeisterter "Zapp"-Gucker?

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