Mittwoch, 30. Mai 2012

Insel statt Malchow

Direkt hinter Hamburg beginnt die Mecklenburgische Seenplatte. Und der Zug kann die Brücken nur noch mit Schrittgeschwindigkeit passieren. Da landen meine Steuern also nicht. In Neustrelitz kommt man trotzdem an. Nachdem man zahlreiche Seen und Malchow mit seiner Wartehalle dritter Klasse passiert hat. Halt nur eine Stunde später als führe man den Bogen über Bad Kleinen. Das kleine, hässliche Dorf mitten in der Ödnis wollte ich unbedingt auslassen. Ich habe schlechte Erfahrungen. Die kleinen Schienenbusse zum Festival gibt es nicht mehr, dafür gibt es den Husarenmarkt mit Husarenapotheke und Busse, die Klassenfahrtfeeling versprühen. Raoul und ich mussten lernen, dass man nicht zwingend schneller rauskommt, wenn man an der Tür sitzt. Allerdings sitzt man dann. Zur unserer Sicherheit baute ich mein Zelt an der Feuerlöschtonne auf. Raoul warf seins hin. Einen Grill hatten wir nicht dabei.

Ahnung hatten wir auch nicht dabei. Wir wussten nicht, wer spielt, wer wann spielt und wer wo spielt. Und warum schonmal gar nicht. Am ersten Tag kann ich mich noch an Francis International Airport aus Wien erinnern. Die haben dort spezielles Wasser, das jung hält. Oder die Buben (wie sagt man richtig auf Österreichisch?) sind genetische Wunder. Oder Spätgeborene. Dann trafen wir Paul und Anna. Die kamen spontan und VIP-mäßig. Sonst noch was? Let's Did It, die seltsame Band ohne Text im Heftchen. Es waren Sportfreunde Stiller. Erkannt am Schlagzeuger. Und dann am Bassisten. Und dann am Sänger. Musikalisch ohne, aber mit Wert für das sentimentale Empfinden.

Am Samstag gab es einen See. Verrückte Rätsel mit Lawinen und Taucheranzügen. Kleine Haubentaucher. Kleinere Fische. Und verbrannte Füße. Füße, die abends zu Klötzen anschwollen. In etwa Schuhkartongröße. Ein festes Klo aus Porzellan und Spülung und Klopapier und Waschbecken (aber ohne Seife, die war aus) gab es am Husarenmarkt. Raoul und ich spielten Fremdenführer. Für Paul und Anna. Und unsere vier neuen Freunde aus Schwerin. Oder von ganz woanders, aber grad Schwerin. Oder so. Neustrelitz ist schön. Wenn man da nicht wohnen muss. Und schnell wieder weg kann. Mauer ist ja nicht mehr. Puh. Puh ein zweites Mal als ich meinen Kopf unter die Dusche hielt. Puh. Kalt!! Kopfschmerzkalt!! Dabei kündigte ich warmes Wasser an. Aber ich bin eh ein Lügner, der kleine blonde Offi(i) mit dem finnischen Vater. Ging durch.

Inzwischen hatte man auch ein wenig Ahnung. Man wusste Heinz Strunk und Kakkmaddafakka und Friska Viljor. Außerdem: Fachgespräche mit dem Pommesverkäufer. Erdnusssauce - ja oder nein? Schieß los! Freundlich wie ich bin, brachte ich Raoul auch noch richtiges Mojitobestellen auf Italienisch bei. Richtig heißt es "Due Mojiti, per favore.". Klappte hervorragend. Und schmeckte. Die Barkeeper waren auf Anhieb unsere Freunde. Am Ende des Abends hieß es nur noch "Hier, zweimal Lecker-Lecker für euch!".

Heinz Strunk hat ein f-Problem, ich habe ein Alkoholproblem, es schmeckte mir immer noch nicht. Ich habe jetzt Feierverbot vor Festivals. Raoul hatte ein Zeltproblem. Da wir uns entschieden direkt nach Friska Viljor nach Kiel zu fahren, mit den beiden VIPs und ihrem Auto, mussten wir sämtliche Zelte abbrechen. Ich war schnell. Raoul nicht.Was in gewissen Situationen von Vorteil ist, belustigte mich in dieser. Wurfzelt: eher nein.

Neues Lieblingsgetränk: Charitea. Kakkmaddafakka waren witzig. Friska Viljor spielten das erste Album von vorne bis hinten durch. Der Sänger war betrunken. Kannte seinen Text aber noch. Und war auch sonst gut drauf. Endlich mal wieder. Ich musste Jahre warten. Ich war nebenbei charmant und witzig und nett und so. Und zu dumm. Alles normal also. Dann Fahrt nach Kiel. Und Feierabend.

Donnerstag, 5. August 2010

Hallo Hallo Moin Moin - 2. Teil

Der Tag begann relativ ausgeschlafen, ungewöhnlich für ein Festival. Aber mein Schlafmittelchen Pfeffi ließ mich angenehm schlafen. Der Weg zurück vom Dixieland führte den Lonesome Cowboy dem Sonnenaufgang entgegen, das war leicht magisch.

Tim, Sascha, Raoul und ich besuchten die schöne Stadt Diepholz. Viele Flüsschen, wenig Wasser. Nach gefühlten zwei Stunden erreichten wir den Supermarkt, Combo, Combi, irgendwie so hieß der. Dort gab es Bier. Und Würstchen. Und ein richtiges Klo. Ich wiederhole: ein richtiges Klo.

Nachmittags gab es Würstchen und Bier zu Roman Fischer und Balthazar. Das war sehr schöne Musik, so vom Zeltplatz aus. Wir spielten das Bandspiel, tranken weiter Bier, unterhielten uns mit unseren Nachbarinnen, suchten Freunde. Glaub ich. Außerdem sangen wir die obligatorischen Pur-Songs. Ohne geht gar nicht. Zu Knyphausen gingen wir dann langsam mal rüber.

Gisbert hatte nicht so viel Lust, schien mir. Die Musik war toll, der Funke sprang trotzdem nicht richtig rüber. Danach spielten Friska Viljor, die auch schonmal besser waren.

In der Zwischenzeit war ich ziemlich müde. Die Sterne waren letztes Jahr in Neustrelitz schon mist und das aktuelle Album ist noch viel größerer Mist. Am nächsten Morgen erzählte man sich, dass das Publikum reisaus nahm und nur ein kleineres Grüppchen den Sternen noch zuschaute. Schade. Selbst Schuld. Ich schlief jedenfalls während des ersten Liedes schon ein. Verrückt. Ich trank doch gar keinen Pfeffi. Zu den letzten Songs von FM Belfast wachte ich wieder auf. Nur um kurz darauf wieder in seeligen Träumen zu versinken. Zum großen Finale des eher mäßigen DJs war ich rechtzeitig wieder wach und feierte noch eine kleine Zeltparty zu "Killling in the Name of". Der letzte Höhepunkt eines wunderbaren Festivals. Die musikalischen Unzulänglichkeiten machten der Spaß drumrum in jedem Falle mehrmals wett. Was ein Spaß

Dienstag, 27. Juli 2010

Hallo Hallo Moin Moin - 1. Teil

Wie gemütlich es ist mit dem Auto zu einem Festival zu fahren, das war mir bis Freitag unbekannt. Und plötzlich stand Tim vor der Tür mit dem Eurodance-Golf. "No Limit" - gibt es eine bessere Begrüßung?

Wir "diskutierten" noch schnell, welche Autobahn wir nehmen und entschieden uns dann für Stau. Allerdings gab es keine Vollsperrung, so dass wir dann doch relativ zügig und entspannt das Ziel erreichten. Diepholz, diese malerische Stadt der Flüsse, ach, was sag ich, der mordsmäßig gefährlichen Bäche. Außerdem befindet sich ein Bahnübergang in dieser tollen Stadt. Wir blieben stehen, guckten uns den vorbeirasenden Zug an. Unser Soundtrack: DJ Bobo. Bewundernde Blicke von allen Seiten, das war toll. Einen Apfelbaumgarten gibt es wohl auch. Ich hab ihn nicht gefunden. War nicht weiter schlimm, Maisfeld ist auch ok.

Wir bauten schnell unsere Zelte auf, Talking To Turtles eröffneten schon fast das Festival und wir hatten immer noch keine Bändchen. Also, anstellen, warten, Kirschlolly essen, warten, Bändchen kriegen, Freunde treffen, Fremde treffen, rein. Ob man wirklich mit Schildkröten reden kann, weiß ich immer noch nicht, dafür kann diese herzliche Band so bezaubernd schöne Musik spielen, dass sie erfolgreich das Festival einleiteten und sogar das Publikum zum Aufstehen bewegen konnten. Welch ein Spaß. Und das Bier, richtig gutes, kaltes Astra, für nur zwei Euro, da kann man nicht meckern. Und für Suchtis wie mich sogar Fritz Kola. Ein Hochgenuss für alle Sinne.

Danach ging es erstmal wieder zurück, Go Back To The Zoo und Stompin' Souls hörte man sich vom Zeltplatz an. Man hatte wohl auch nicht viel verpasst, dafür umso mehr getrunken. Nicht übermäßig viel, aber genug. Es folgten Bratze, viel zu leise, viel zu lustlos, extrem belanglos. Was dann kam, war irgendwie magisch. Nach einer Umbaupause, kurzem Besuch des Zeltplatzes, nettes quatschen mit den Nachbarinnen aus Kaltenkirchen und umzu, ging es für Raoul und mich nach vorne, nach ganz vorne.

Glücklicherweise schmiss ich nach dem Immergut nicht mit Superlativen um mich sondern beschrieb sachlich, was sich auf der Zeltbühne abspielte. Eine junge Band aus Schottland mit einem Sänger, der in der Schule definitiv mehrmals mächtig auf die Fresse bekam, das Highlight des Neustrelitzer Freitags. Und auch definitiv das Highlight des Diepholzer Wochenendes.

We Were Promised Jetpacks haben nicht nur einen grandiosen, wenn nicht sogar den coolsten, Namen, nein, sie machen mindestens so grandiose Musik. Es war, wie gesagt, magisch, natürlich spielte man zu Beginn des Sets "Keeping Warm", wie im Osten, aber diesmal war ich wirklich dabei, ließ mich auf die Musik ein, ließ mich fallen. Ein 8-Minuten-Song, ein langes, energiegeladenes Intro, dann der Break, Ruhe, die ersten Worte "Chances of beeing born, so slim; so keep warm, so keep warm". Wie konnte ich diesen Song so dermaßen überhören, seine Magie, seine Energie, die Power. Ich war hin und weg und hin und weg und hin und weg und wieder mal verliebt in eine Band. Diesen Kick brauchte ich scheinbar, nein, anscheinend, und eigentlich sogar offensichtlich. Seit Freitag schwebe ich immer noch auf dieser Wolke des einen Songs. Verrückt. Verrückt schön.

Nach dem wahnsinnigen Beginn folgte "Quiet Little Voices", so viel Ärger, so viel Wut liegt in dem Lied. We Were Promised Jetpacks sind eine sehr gute Liveband, für mich und wohl auch einige andere der heimliche Headliner des Festivals und für mich auch unerreicht an dem Wochenende. Das war mir direkt nach dem Konzert am Freitag gegen 23 Uhr klar. Und es steht nach dem Festival immer noch genau so fest.

Get Well Soon sah ich einst auf dem Immergut, nach deren ersten Album, und ich fand es toll. In Diepholz hatte die Band mit der Technik zu kämpfen, aber irgendwie nahm die Band einen auch nicht mit, spielte wenig überzeugend und auch so lustlos wie Bratze. Schade, so konnte man dann aber früher zum Zeltplatz gehen, der schön nah liegt, und den Pfeffi köpfen. Ab jetzt hatte man Zeit, We Have Band wollte man eh auslassen. Raoul und ich versuchten Freunde zu finden. Raoul war sich sicher, dass er mit "Hallo Freunde!" viele finden würde. Klappte kaum. Ein Antwort schockte uns: "Hallo Hallo Moin Moin!". Richtig gut. Viele erfolglose Versuche später mussten wir einsehen, dass man mit Pfeffi auf dieser grausamen Welt keine Freunde findet, so blieb dann aber mehr davon für uns.

Wir gingen dann irgendwann rüber, die Disko stand auf dem Plan. Unterwegs fanden wir dann doch noch einen Freund. Oder er uns. Man weiß es nicht mehr. Er hatte Wein. Im Tetra-Pak. Er versteckte ihn im Busch. Und holte ihn für uns wieder raus. Er schmeckte nach O-Saft. Es war aber guter Wein, immerhin 6€ der Liter, erzählte er uns. Er ist Lehrer. Und ich vergaß seinen Namen. Halb so wild. Nachdem il vino leer war, gingen wir nun auch wirklich rein. Die Disko war furchtbar mies. Die Stimmung war auch nicht so richtig gut. Nach ein bisschen Arschwackeln ging es zum und dann auch ins Zelt. Schlafen soll ja zwischendurch auch ganz gesund sein.

Samstag, 5. Juni 2010

The young ones did it - der rote vierte Teil, inzwischen mit Sonnenbrand

Nach dem Immergutzocken ist bekanntlich vor dem Immergutrocken. The Kissaway Trail, die Band, auf die ich mich besonders gefreut habe, machte den Anfang. Es ist Samstag. Es ist hell. Es ist 17:30. Ich postiere mich ziemlich weit vorne. Als zweiter oder dritter Song kommt "New Lipstick", der absolute Oberkracher des zweiten Albums. Ein großartiges Stück Musik. Noch im ersten Takt musste ich Sascha genau das erzählen. Und dann gab es kein Halten mehr. Das war mein Moment.

Der Samstag hatte musikalisch eh mehr zu bieten als der Freitag. Nach den wunderbaren Kissaway Trail - Ja, sie waren wirklich toll. Hach. - spielten draußen Ja,Panik. Sympathische Österreicher. Ich mochte es, stand aber relativ einsam mit der Meinung da. Die Gassenhauer "Pardon" und "Alles hin, hin, hin" brüllte ich in meinem mir ureigenem Wiener Schmäh mit. Danach war sitzen angesagt. Der liebenswürdige Bartträger William Fitzsimmons bespielte die selten dämliche kleine Zeltbühne. Da das Publikum nach Aufforderung aber ausnahmsweise intelligent war und sich tatsächlich alles, mit Ausnahme einiger Foto- und Kamerafrauen/-männer, hinsetzte, war sogar hinten was zu sehen. Es fehlte "I Kissed A Girl", vielen wohl in der Version von Katy Perry bekannt, störte aber kaum. Selbstmordlieder von einem fröhlichen, sympathischen und äußerst humorvollen Menschen sind auch einfach so super. Glatte 1. Mit Sternchen, meinetwegen.

Mediengruppe Telekommander ließ ich sein, was sich von außen und weit weg auch als eine hervorragende Idee herausstellte. Außerdem muss das Bier langsam weg, nach Hause schleppen, wollte ich das wirklich nicht. Ich lernte noch die lustige Nachbarschaft von Raoul kennen und genoss das mir angebotene Grillfleisch inklusive Pfeffi. Danach ging es zu Two Door Cinema Club, die mir auf einer Festivalbühne fast besser gefielen als auf der kleinen Molotow-Bühne. Eine gute Festivalband. Was daran liegen mag, dass jeder verdammte Song ein Partykracher ist. Da macht man nichts mit verkehrt auf der nächsten Party. Gutes Ding, Jungs. Lali Puna ließ ich auch wieder für Bier, den Kronfürst und Pfeffi sausen. Außerdem lernte ich endlich die süßen jungen Nachbarinnen kennen. Ich fragte vorsichtshalber nicht nach, ob ich mich strafbar machen würde. Allerdings fühlten die sich auch durch unsere Kazoos und unseren Gesang belästigt. Die Jugend von Heute weiß Kunst einfach nicht mehr zu schätzen. Und selbst wenn es keine Kunst war, spätestens in 1000 Jahren und so.

Inzwischen wurde mir relativ dunkel, außerdem ging die Sonne unter. Die passende Musik spielten Efterklang. Eine tolle Band, zig Instrumente, furchtbar komplizierte Arrangements, aber sooooooooo schööööön. Nach Efterklang gab es wieder irgendwo was zu trinken. Es könnte auch dann erst der magische Pur-Kazoo-Moment gewesen sein. Müsste eigentlich, denn auf dem Rückweg zum Festivalgelände um Tokyo Police Club zu sehen, trafen wir unterwegs Big Red, der gebannt am Radio saß und die Entscheidung des Eurovision Song Contests hörte. Wir, also Raoul und ich, blieben dabei. Wir waren so 50er. Lena gewann, übrigens. Auf dem Weg zu Tokyo Police Club verbreiteten wir die frohe Kunde und fragten nach dem Eintritt zum Abenteuerland. Und da wären wir wieder bei der Jugend von heute. Nur wenige können sich den leisten.

Tokyo Police Club waren an Langeweile kaum zu überbieten, selbst die Hits enttäuschten sehr. Da ist es auch kein Wunder, dass wir danach so müde waren, dass wir schon wieder aufs Feiern verzichteten. Ich ging ins Zelt, fror mir wieder den Arsch ab und beobachtete am nächsten morgen die Regentropfen auf meinem Zelt. Püntklich zum Abbauen war der Regen aber auch schon wieder geschichte und im Trockenen waren die Tipis schnell verstaut. Weil einer Dame 5€ egal waren, kam ich sogar zu genügend Müll für meine 5€, die sind aber auch echt streng da. Die Bahn fuhr uns heil nach Neustrelitz, Tim schaffte es in 5 Minuten ein SH-Ticket zu besorgen und ohne größere Zwischenfälle fuhren wir nach Kiel.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Cordoba - der sonnige dritte Teil

Samstags wartet immer das Immergutzocken auf die sportlichen Indianer unter uns. Die Fips-Asmussen-Kampfbahn wurder kurzerhand von Neu- nach Altstrelitz verfrachtet. Die im Osten, die können das. Ein Busfahrer wie aus dem Bilderbuch fuhr uns gekonnt vom Festivalgelände durch die schöne Strelitzer Industrielandschaft zum noch schöneren Ort des Grauens. Wir waren zwar nicht bis zum Ende da, aber Team V, V für Victory, nicht fünf, wie man meinen könnte, spielte wieder so wie alle Jahre zuvor. Letztes Jahr war wohl offenbar wirklich nur ein Ausrutscher für das Team.

Mein Stammesältester und ich reisten als Mitglieder des Teams Echt an, leider kam Kim auch dieses Jahr nicht. Farblich hätten wir zu den Japanikern aus Österreich gepasst, sie waren auch eigentlich nicht genug, der eine schien schon vorm Turnier schlapp zu machen, aber man bat nicht um Unterstützung. Dabei hatte Sascha doch schon den richtigen Teamnamen parat: Echt Panik. Daraus wurde nichts. Aber wir hatten vorgesorgt. Bier, das dank kalter Nacht selbst auch ziemlich kühl war, und Streuselschnecken. Fiete und Schiete, unsere entzückenden Stadionsprecher, hatten auch vorgesorgt. Rostocker Klarer und Nordhäuser Doppelkorn. Es fehlte nur die Cola. Die Zapfanlage passte nicht zu den Fässern. Oder umgekehrt. So gab es weder Bier noch Cola noch andere Kaltgetränke. Aber die Stadionsprecher hielten uns auf dem Laufenden, es gab quasi einen Colacountdown. Nebenan spielte die B-Jugend der TSG Neustrelitz gegen Malchin.

kurze Werbeunterbrechung

Malchiner Rapsveredelung

weiter gehts.

Das Spiel gewannen die Hausjungs. Auf der Schiene gewann der Connex Leipzig - Warnemünde. Und irgendwann gab es dann auch Cola. Eiskalt umtanzte ich die Abwehr, versuchte den Ein-Euro-Trick und landete einen Treffer. Cola und Rostocker Klarer. Die Rostocker Knallköppe vom Mitmachradio Lohro betitelten mich als mutigen Schlucker. Man jubelte mir zu. Fußball ist eben doch immer noch wichtig. Jedenfalls am Feldrand.

Die Österreicher schieden erwartungsgemäß in der Vorrunde aus. Auch die Kick Chicks, dieses Jahr ohne Rock, kamen nicht so richtig weit. Der Titelverteidiger, dieses Jahr unter neuem Namen, überlebte die Vorrunde, trotz des neuen, überragenden Torwarts nicht. Der Stammkeeper, Sänger der Band Vierkanttretlager, opferte sich die Nacht davor für seine Mannschaft und vernichtete den ganzen Alkohol. Es nützte leider nichts.

Die Keramikabteilung war dafür super. Richtige Klos, ein Luxus, den jeder Besucher nutzte. Bei den Frauen kam es deswegen zu Verzögerungen im Betriebsablauf und zu Sperrungen.

Über die Umgehungsstraße kamen wir schließlich auch wieder am Festivalgelände an. Auf der Fahrt wurde gesungen, getanzt und gelacht. Aus dem Radio quollen Tophits. Star der Fahrt wurde der Gitarrist Vierkanttretlagers. Das frühe Ausscheiden hinterließ keine miese Laune. Mit sexy Blick und Bewegungen hatte er sofort sämtliche Herzen auf seiner Seite.

Unsere Zelte standen noch. Ich griff mein Handtuch und juckelte zu den Duschen. Keine Schlange, zwei Duschen frei, ich hatte Angst, dass etwas kaputt sei. Dem war nicht so. Es funktionierte. Alles. Das Wasser war fast zu heiß. Eine Wohltat. Nach drei Stunden Fußballgucken ist man aber auch sowas von verschwitzt. Oder vom Klaren. Man weiß es nicht. Die Haare wollten nicht wie ich, aber auch das stört einen richtigen Mann nicht. Wozu gibt es immer noch kaltes Dosenbier?

Dienstag, 1. Juni 2010

Grasflecken - der verrückte zweite Teil des Weges zum Sonnenbrand

Mit Erschrecken stellte ich, nachdem der Regen aufhörte und ich geschickt die atlantikgroße Pfütze von meinem Vordach kickte, fest, dass der böse Rasen einen grünen Grasfleck am linken Knie hinterließ. Mit Erstaunen stellte ich, nachdem die Waschmaschine fertig war und ich die Hose geschickt aus dem Trockner holte, fest, dass die gute Hose kaum noch grasfleckig ist.

Da wir spät ankamen, im ersten Teil die grausamen Details, waren Vierkanttretlager aus Husum, oder umzu, unsere erste Band. Und nein, Husum liegt nicht am Meer, auch wenn die Jungs versuchten die dummen Berliner und andere unkluge Inländer zu überzeugen, intelligente Indianer wissen es besser. Der Auftritt war ok, aber der Gig im heimeligen Grünen Jäger war irgendwie besser. Außerdem regnete es ernaut. Aber im Zelt war es trocken. So hatte der letzte Regen vorm Sonntag keinerlei Auswirkungen auf meine alkohol- und purgeschwängerte gute Laune. Official Secrets Act sind langweilig. Eigentlich. Mit "So Tomorrow" hat man aber einen veritablen Hit. Reicht mir ja meist schon. Fröhlich hüpfte ich durch die Gegend und schrie die anderen um mich herum zusammen. Singen kann man das ja nun beim besten Willen nicht nennen. We Were Promised haben auch einen veritablen Hit. "Quiet Little Voices". Aber die können auch mehr. Der Sänger dürfte der Schulloser sein. Passt aber zur rotzigen Musik. Da stört das dünne Stimmchen auch nicht. Definitiv das Highlight (Mailight las ich unter der Woche irgendwo, aber das geht gaaar nicht!) des ansonsten eher dürftigen Freitags. Es folgten noch die coolen, die quirligen The Go! Team. Eine Indie-Party-Band, Hermes House Band für Scheitelträger, vielleicht. Bonaparte sollen ja auch furchtbar witzig sein. Auch tolle Parties schmeißen. Aber musikalisch absoluter Müll. Pardon. Setzen, 6!

Party fiel aus wegen is nich. Ab ins Zelt, Arsch abfrieren und sich freuen, dass man Turbostaat links liegen lässt. Konsequent. Die haben auf dem Immergut auch in der Nachbetrachtung einfach nichts zu suchen. Ich doofer Indiesnob.

Montag, 31. Mai 2010

Muschipenis - oder der erste Teil meines Weges zum traditionellen Sonnenbrand

Ende Mai, gegen viertel vor 10, Kiel Hbf, drei Jungs, ein Mädchen und ein Zug. Vier Mohikaner, sie erkannten sich am Blick, machten sich auf den Weg, mit dem roten Ross. Direkt hinter Raisdorf begann schon die Mecklenburgische Seenplatte, ich begann etwas feucht zu werden. Es war sö schön, vor allem in Plön. Big Red prägte diesen Ausspruch. Es ist so schön in Plön. Er übte lange. Den ganzen Donnerstag. Allein. Vorm Spiegel. Es lohnte sich. Auch der Reiter genoss die Gegend. Er zügelte das Pferd (Lecker!). Die Landschaft, sie beeindruckte. Beeindruckend auch die Bleichgesichter, die sehr jungen, die eher präpubertären, obwohl, sie dachten an eine Heirat. Die eine hieß wohl Muschi, der verlobte Penis. Verrückt. Aber gleichzeit superschön. Auch der Blick auf den in Lübeck verpassten Zug beeindruckte. Gut, dass sie den Bahnhof erneuert haben, so konnte man ihn richtig schön abfahren sehen. Naja, so blieb Zeit für das erste Bier, es wog schwer im Marschgepäck, ein halber Kilo weniger, dafür vier fröhliche Gestalten.

Neubrandenburg liegt übrigens in Mecklenburg-Vorpommern, die haben da einfach ein neues Brandenburg hingestellt. Verrückt. Leider gab es auch im Osten keine lila Dächer in Schrebergärten, so blieb das Gewicht in der Tasche. Wir kamen dann auch immerhin mit nur zwei Stunden Verspätung in Neustrelitz an. Beschaulich. Und voller Indianer. Alle Mann zum Zelt aufbauen, die doofen auf den doofen Zeltplatz, wir auf den guten. Ich war flugs fertig, mein Tipi ist eine einfache Konstruktion. Unser Stammesältester hatte keine Angst vor Regen und baute auf, trotz des einsetzenden Regens. Ein wahrer Häuptling. Ich schaute fröhlich zu. Und bekämpfte fortan das Gewicht meiner Tasche. Erfolgreich.