Wie gemütlich es ist mit dem Auto zu einem Festival zu fahren, das war mir bis Freitag unbekannt. Und plötzlich stand Tim vor der Tür mit dem Eurodance-Golf. "No Limit" - gibt es eine bessere Begrüßung?
Wir "diskutierten" noch schnell, welche Autobahn wir nehmen und entschieden uns dann für Stau. Allerdings gab es keine Vollsperrung, so dass wir dann doch relativ zügig und entspannt das Ziel erreichten. Diepholz, diese malerische Stadt der Flüsse, ach, was sag ich, der mordsmäßig gefährlichen Bäche. Außerdem befindet sich ein Bahnübergang in dieser tollen Stadt. Wir blieben stehen, guckten uns den vorbeirasenden Zug an. Unser Soundtrack: DJ Bobo. Bewundernde Blicke von allen Seiten, das war toll. Einen Apfelbaumgarten gibt es wohl auch. Ich hab ihn nicht gefunden. War nicht weiter schlimm, Maisfeld ist auch ok.
Wir bauten schnell unsere Zelte auf, Talking To Turtles eröffneten schon fast das Festival und wir hatten immer noch keine Bändchen. Also, anstellen, warten, Kirschlolly essen, warten, Bändchen kriegen, Freunde treffen, Fremde treffen, rein. Ob man wirklich mit Schildkröten reden kann, weiß ich immer noch nicht, dafür kann diese herzliche Band so bezaubernd schöne Musik spielen, dass sie erfolgreich das Festival einleiteten und sogar das Publikum zum Aufstehen bewegen konnten. Welch ein Spaß. Und das Bier, richtig gutes, kaltes Astra, für nur zwei Euro, da kann man nicht meckern. Und für Suchtis wie mich sogar Fritz Kola. Ein Hochgenuss für alle Sinne.
Danach ging es erstmal wieder zurück, Go Back To The Zoo und Stompin' Souls hörte man sich vom Zeltplatz an. Man hatte wohl auch nicht viel verpasst, dafür umso mehr getrunken. Nicht übermäßig viel, aber genug. Es folgten Bratze, viel zu leise, viel zu lustlos, extrem belanglos. Was dann kam, war irgendwie magisch. Nach einer Umbaupause, kurzem Besuch des Zeltplatzes, nettes quatschen mit den Nachbarinnen aus Kaltenkirchen und umzu, ging es für Raoul und mich nach vorne, nach ganz vorne.
Glücklicherweise schmiss ich nach dem Immergut nicht mit Superlativen um mich sondern beschrieb sachlich, was sich auf der Zeltbühne abspielte. Eine junge Band aus Schottland mit einem Sänger, der in der Schule definitiv mehrmals mächtig auf die Fresse bekam, das Highlight des Neustrelitzer Freitags. Und auch definitiv das Highlight des Diepholzer Wochenendes.
We Were Promised Jetpacks haben nicht nur einen grandiosen, wenn nicht sogar den coolsten, Namen, nein, sie machen mindestens so grandiose Musik. Es war, wie gesagt, magisch, natürlich spielte man zu Beginn des Sets "Keeping Warm", wie im Osten, aber diesmal war ich wirklich dabei, ließ mich auf die Musik ein, ließ mich fallen. Ein 8-Minuten-Song, ein langes, energiegeladenes Intro, dann der Break, Ruhe, die ersten Worte "Chances of beeing born, so slim; so keep warm, so keep warm". Wie konnte ich diesen Song so dermaßen überhören, seine Magie, seine Energie, die Power. Ich war hin und weg und hin und weg und hin und weg und wieder mal verliebt in eine Band. Diesen Kick brauchte ich scheinbar, nein, anscheinend, und eigentlich sogar offensichtlich. Seit Freitag schwebe ich immer noch auf dieser Wolke des einen Songs. Verrückt. Verrückt schön.
Nach dem wahnsinnigen Beginn folgte "Quiet Little Voices", so viel Ärger, so viel Wut liegt in dem Lied. We Were Promised Jetpacks sind eine sehr gute Liveband, für mich und wohl auch einige andere der heimliche Headliner des Festivals und für mich auch unerreicht an dem Wochenende. Das war mir direkt nach dem Konzert am Freitag gegen 23 Uhr klar. Und es steht nach dem Festival immer noch genau so fest.
Get Well Soon sah ich einst auf dem Immergut, nach deren ersten Album, und ich fand es toll. In Diepholz hatte die Band mit der Technik zu kämpfen, aber irgendwie nahm die Band einen auch nicht mit, spielte wenig überzeugend und auch so lustlos wie Bratze. Schade, so konnte man dann aber früher zum Zeltplatz gehen, der schön nah liegt, und den Pfeffi köpfen. Ab jetzt hatte man Zeit, We Have Band wollte man eh auslassen. Raoul und ich versuchten Freunde zu finden. Raoul war sich sicher, dass er mit "Hallo Freunde!" viele finden würde. Klappte kaum. Ein Antwort schockte uns: "Hallo Hallo Moin Moin!". Richtig gut. Viele erfolglose Versuche später mussten wir einsehen, dass man mit Pfeffi auf dieser grausamen Welt keine Freunde findet, so blieb dann aber mehr davon für uns.
Wir gingen dann irgendwann rüber, die Disko stand auf dem Plan. Unterwegs fanden wir dann doch noch einen Freund. Oder er uns. Man weiß es nicht mehr. Er hatte Wein. Im Tetra-Pak. Er versteckte ihn im Busch. Und holte ihn für uns wieder raus. Er schmeckte nach O-Saft. Es war aber guter Wein, immerhin 6€ der Liter, erzählte er uns. Er ist Lehrer. Und ich vergaß seinen Namen. Halb so wild. Nachdem il vino leer war, gingen wir nun auch wirklich rein. Die Disko war furchtbar mies. Die Stimmung war auch nicht so richtig gut. Nach ein bisschen Arschwackeln ging es zum und dann auch ins Zelt. Schlafen soll ja zwischendurch auch ganz gesund sein.
Dienstag, 27. Juli 2010
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